Ein peruanischer Schamane in Berlin
Gerardo Pizarro



Berlin, Walter Trujillo, Oktober 2003, Vulcanus Productions.- Der peruanische Schamane, Gerardo Pizarro, der in Spanien lebt und aus einer Familie von Schamanen und Medizinmännern stammt, ist Nachkomme der Vor-Inka Kultur Mochica ¹. In der Konferenz *Tradition und Methoden* und dem *Mesa Ritual* in der Ufa-fabrik in Berlin, betonte er die Vitalität des seit über viertausend Jahren existierenden Schamanismus in Peru, die energetische Kraft dieser Medizin und die Aktualität und Bedeutung des Schamanismus für gesamte Menschheit.

Gerardo Pizarro hob hervor, wie wichtig es ist, das Gleichgewicht zwischen Geist, Seele und Körper zu erhalten. Er betonte, dass das Jahr 2002 das Jahr der Gegensätze und der Veränderungen ist: hier spricht man von zwei Kräften, die Seele und die Materie; von zwei Welten, das Bewusstsein und das Unterbewusstsein; zwischen denen der Mensch wie eine Brücke fungiert.
Er erklärte, dass viele Menschen sich heutzutage so fühlen als wären sie in ein Nichts eingetreten, wo Stress, Kummer und Verzweiflung die zivilisierten Gesellschaften gefangen halten.

Die Menschen sollen ihre Vernunft ruhen lassen, bat er, sie beherrscht und kontrolliert unser Leben. Stattdessen müssen wir mit dem Herzen handeln und das Erwachen und Wachsen unserer Spiritualität fördern, die in der Vergangenheit vergessen worden ist und einen zweiten Rang in den modernen Zivilisationen eingenommen hat.

Er sprach über die Kraft, die das Bewusstsein für den Menschen darstellt, die uns hilft, Kontakt zur Realität und zum Universum aufzunehmen, uns weiterzuentwickeln, in Gleichgewicht und Frieden zu leben.
Er schilderte die Notwendigkeit immer in der Gegenwart zu leben und nicht in der Vergangenheit, die durch viele gute und schlechte Ereignisse geprägt ist, und auch nicht in der Zukunft, weil wir diese noch nicht kennen.
Die Reaktionen der Zuhörer waren unterschiedlich, die meisten interessierten sich für die Wirksamkeit der Medizin, die Gerardo Pizarro praktiziert, die Nebenwirkungen und die psychischen Störungen die ein Mesaritual, welches er organisiert und leitet, verursachen können.

Gerardo Pizarro betonte, dass seine Rituale keine Heilgarantie versprechen, die positive Wirkung ergibt sich allein aus der Bereitschaft und der Willenskraft der Menschen, die ihre aktuelle Situation verändern und einen neuen Lebensstil beginnen wollen.

Was er jedoch garantierte, war, dass er während des Rituals die Menschen von negativen Energien, die sich ein ganzes Leben lang im Körper und Geist angesammelt hatten, befreien würde.


Das am 31 Oktober 2003 von Gerardo Pizarro durchgeführte Mesa Ritual, begann um 23 Uhr und verlängerte sich bis in die Morgenstunden, mehr als 50 Personen nahmen teil. Es war ein Ritual mit farbenfroher Musik, viel Bewegung, gekennzeichnet durch seine große energetische Kraft.

Die im Saal stehende heilige Mesa hatte zwei Anordnungen, auf der rechten Seite befanden sich eine Gruppe von Werkzeugen von Schamanen verschiedener Kulturen, die linke Seite war für die Gegenstände der Teilnehmer des Rituals vorgesehen, die mit der Energie der Mesa und der energetischen Kraft des Rituals aufgeladen werden sollten, um sie dann zum eigenen Schutz, für die Familie oder andere einsetzen zu können.
Das Ritual verlief in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre, die Teilnehmer waren voller Zuversicht und Vertrauen. Zu Beginn wurde ein Tee aus 100 Kräutern, die aus dem Amazonas Gebiet, dem Gebirge und der Küste Perus stammen, getrunken.

Die Wünsche der Teilnehmer wurden auf weiße Blätter geschrieben und in zwei Behälter deponiert, die an den Seiten der Mesa standen; das, was man sich wünschte loszulassen in den linken und das, was man sich wünschte zu erreichen in den rechten Behälter. Diese Blätter wurden nach dem Ritual verbrannt.

Gerardo Pizarro, machte darauf aufmerksam, dass man das Ritual in die Richtung der Intelligenz lenken muss, es gehe darum Vorhaben zu bekräftigen, negative Gedanken zu eliminieren, Neues zu erschaffen, die Psyche zu konstruktiven Veränderungen anzuregen. Er sagte, dass wir unserer Psyche sehr nah stehen, doch, dass wir nicht wissen wie sie arbeitet weil sie eingesperrt ist, aber jetzt befreit wird. Wünscht Euch was ihr wollt und was ihr nicht mehr wollt, ohne an Leid und Schmerz zu denken, den wir empfinden werden, wenn wir das Negative loslassen.

Es wurde eine Meditation durchgeführt, die auf die persönlichen Probleme jedes einzelnen Teilnehmers gerichtet war, es wurden Atem-, Entspannungs- und Streckungsübungen gemacht, um die positiven Energien zu mobilisieren und sich von den negativen Energien zu lösen.
Der Höhepunkt des Rituals war die Reinigung, zuerst wurden die Teilnehmer mit Vulkansteinen am ganzen Körper entlang gerieben, wobei man die Aura² der Personen erkennen konnte.

Bei der Reinigungszeremonie, die mit zwei Holzstäben *chontas* durchgeführt wurde, entlud sich ein blitzartiges Leuchten, diese Blitze beinhalten eine Bedeutung, dessen Interpretation Gerardo Pizarro sogleich den Teilnehmern erklärte. Es konnten Ängste, körperliche Unstimmigkeiten, emotionale Probleme und vieles anderes sein.
Als Teil der Reinigung nahmen die Teilnehmer eine Gabe Cingeo zu sich, es ist ein Saft der in die Nase eingeträufelt wird und das Ausschwemmen von negativen Einflüssen unterstützt und den Körper, Geist und Seele belebt. Gegen Ende der Reinigungszeremonie wurde die Hierba del Dragón³ (Drachenkraut), eine fleischfressende Pflanze verteilt, die im Amazonasbecken beheimatet ist. Sie wirkt als eine Art Katalysator, nimmt die Unreinheiten des Körpers auf und beseitigt sie.

Gerardo Pizarro, versicherte zum Schluß, dass diese Arbeit viel mehr war, als der Anschein erweckt und weiter zurückging als zu unseren Vorfahren, die Vergangenheit steht in unserem Herzen geschrieben. Wir selbst entscheiden wie wir leben wollen und das bedeutet in Harmonie mit uns selbst und unserer Umwelt, sonst sind wir Fremde in unserem eigenem Haus.
Am nächsten Morgen waren die Leute glücklich, sie genossen das positive Gefühl rein zu sein und alles Negative hinter sich gelassen zu haben.
Als Schlussfolgerung könnte man sagen:
Der Schamanismus setzt dort an, wo die konventionelle Medizin aufhört zu existieren, dort wo Krankheiten behandelt werden und nicht der Patient, dort wo die Harmonie zwischen Körper und Geist gestört ist, dort wo die Vernunft die Entwicklung des Geistes verhindert, dort wo Stress, Angst und Kummer sich das Leben der Menschen bemächtigt hat.

Schamanismus bedeutet Gleichgewicht und Harmonie zwischen Körper und Geist, die perfekte Balance zwischen Mensch, Natur und Gott. Schamanismus ist mehr als Medizin, es ist das unverfälschte Zeugnis des kulturellen Überlebens der ältesten Völker des Planeten, eine Kultur, die immer in Harmonie mit der Natur, der spirituellen Welt und dem Universum gelebt hat.

¹ Die Vor-Inka Kultur *Mochica* war die am weitesten entwickelte Kultur im Norden von Peru, die Pracht ihrer Keramiken erzählen von der Lebensform, der Religion, Medizin, sexuelle Praktiken ihres Volkes. Die Mochica Kultur ist nicht nur eine der unglaublichsten spirituellen Manifestationen unserer Vorfahren, sondern sie ist der kulturelle Ausgangspunkt, der die Psyche der nachfolgenden Kulturen prägte.

² Die Aura: weiß zeigt sich in der ersten Schicht, blau repräsentiert inneren Frieden und Selbstvertrauen, schwarz bedeutet Angst, braun Krankheit, rot Intelligenz, gelb die Fähigkeit zu kommunizieren, grün Sicherheit und die Instinkte und violett die Spiritualität.

³ Durch die Einnahme des Drachenkrautes können Stresssituationen bewältigt werden, die Harmonie zwischen Körper und Geist wiederhergestellt werden, es verleiht Energie, Kreativität, Ausdauer, Selbstvertrauen, es beseitigt geistige und körperliche Erschöpfung und Schlaflosigkeit.


Berlin, Walter Trujillo, Oktober 2003, Vulcanus Productions.-
Wahrheiten zum erzählen...!!!


Ich bin sehr traurig...! das sind die Worte des peruanischen Schamanen Gerardo Pizarro, nach seiner Rückkehr aus dem Amazonasgebiet zwischen Peru und Ecuador, wo er seine ersten Meister besuchte. Er fand:


* Dass seine Meister vom ungerechten Handel ihrer Produkte gegen ein paar Münzen ermüdet waren, mit denen sie die Existenz der Familie zu sichern versuchten, um zwei oder drei mal in der Woche essen zu können oder um die Familie aus den Gebieten die nach Zerstörung, Terror und Hunger rochen, rauszuholen.
* Einen durch die multinationalen Erdölunternehmen, durch die Siedler und den Ausländern, die durstig nach Reichtum und schnelles Vermögen waren, schonungslos zerstörten Urwald.
* Ein demoralisiertes Volk, welches die seit über vierhundert Jahren existierenden Kenntnisse nicht mehr bekannt geben und auch nicht mehr zeigen will, weil sie Angst haben, dass ihre Kultur und Weisheit aufgekauft und den Meistbietenden verkauft wird.
* Kinder und Jugendliche die sich das Leben nehmen, weil sie niedergeschlagen und in ständiger Angst vor fremden Aggressionen und fremder Zerstörung leben. Diese Kinder gehören Völkern an und leben in Territorien wo blutige Kriege ausgetragen werden, die sie selbst nicht verstehen und akzeptieren können.
* Völker die zu anderen Zeiten mit den Pflanzen sprachen, die mit den Vögeln kommunizierten und mit den Götter zusammenlebten, verlieren ihre Mystik und Spiritualität, nach und nach verlieren sie ihre Gewohnheiten und Traditionen. Die jungen Leute interessieren sich nicht mehr für die Weiterführung der Traditionen und die Erhaltung der tausendjährigen Sprache der naturverbundenen Völker. Ihre Greise vertrauen weder den kühnen Weißen, noch den Siedler mestizischer Herkunft, um ihnen ihre Weisheit und Kenntnisse zu vererben.


Der Schaman erklärte: dort wo die Harmonie mit der Natur zerstört ist, gehen die natürlichen Sprachen verloren, die Krankheiten werden unbekannt, die Pflanzen hören uns nicht mehr.
In dem Moment sterben die Völker aus und die Kulturen verschwinden, speziell dann, wenn es sich eindeutig um spirituelle Völker handelt.

Er machte einen Aufruf um die indigene Bevölkerung des Amazonas zu unterstützen; ihre Medizin zu retten, offene Forums und Kongresse zu organisieren, bei denen man die Werte und das Reichtum der indigene Völker zeigen kann. Das Gebiet wo diese Völker leben als Schutzzone oder als natürliches Reservat zu deklarieren. Das Leben und die Kontinuität der Kulturen zu garantieren, die für uns Garanten sind, natürliche Indikatoren und Beschützer der Harmonie des Menschen mit der Natur und der Harmonie des Menschen mit den Universum.

Als Ergänzung zu dem vorher gesagtem, möchte ich noch folgendes zitieren:


Draining Black Mesa


they have forgotten the wind of life...
*The natural springs that were always there for us and for the animals that live there are gone, like the birds--they don't have water to drink any more so they went away. A lot of the birds went away.*
(--Norris Nez, hataali [Diné medicine man] Coal Mine Mesa community)
Stalked and caught,
the slain land tumbles away in pieces,
bereft of the wind
that moves
on the face of the waters.
They have forgotten its call--
a small whisper,
the ear's shell catching a word,
the sigh of grass
under hollowed footprints.
The corn and melons are dry,
and sand blows from the table
where we eat.


Artikel by Walter Trujillo
Übersetzung: Jacqueline Cossio