DINO SALUZZI - NEUER TANGO -

"die Menge ist nicht ausschlaggebend für die Qualität, sondern die Sensibilität und Irrealität der melodischen Konturen, die seine Musik bei den Konzerten bestimmen, da wo Nostalgie und Melancholie sich für ein besseres Dasein und ein besseres Zusammenleben einsetzten."


Dino Saluzzi wurde 1935 in Campo Santo, in der argentinischen Nordprovinz Salta geboren. Sein Vater spielte Gitarre, Bandoneon und Mandoline, im Alter von sieben Jahren führte er Saluzzi in die Welt der Musik ein. Am Anfang spielte Saluzzi folkloristische Musik, bis er Jahre später durch den Einfluss seines Onkels neue Elemente in seine Musik aufnahm.

In Salta studierte er bei Martin Llorca, Jacobo Fisher, Negro de la Cruz und anderen Maestros. Die Bewegung "Neuer Tango", gegründet von Astor Piazzolla, setzte einen Meilenstein in der Entwicklung der Musik von Saluzzi. Auch wenn er es nie für wichtig hielt seiner Musik einen Namen zu geben, sagte er bei einer Gelegenheit: "meine Musik ist keine Kunst, sie ist auch nicht intellektuell, sondern eher emotional; der Versuch die Unendlichkeit der Gefühle auszudrücken".

Dino Saluzzi begann 1983 in Europa aufzunehmen, seine Musik hat den Geschmack der Anden, vereint mit asiatischen oder afrikanischen Rhythmen und wird durch zeitgenössische Elemente ergänzt. Saluzzi hat viele positive Kritiken erhalten, wie die des Gitarristen John Scofield, der meinte einen Musiker "mit einem wunderbaren und warmen Klang" gefunden und mit ihm in einem Duo gespielt zu haben. Saluzzi hat an wichtigen Jazz Konzerten wie in Montreal, Canada teilgenommen, wo er unter anderem mit den Pianisten John Hicks, Paul Bley, Larry Corryell spielte. Er ist zweimal von Al Di Meola eingeladen worden in der "World Sinfonia" mitzuspielen.


Aber die größte Sorge von Saluzzi ist, dass obwohl er ein anerkannter und respektierter Musiker in Europa ist, seine Musik in seinem Heimatland Argentinien praktisch unbekannt ist. Der Grund dafür ist die geringe Verbreitung der Musik von Künstlern die Peripherische Musikinstrumente, wie z.B. den Bandoneon, die Quena (indianische Flöte), den Dudelsack, etc. spielen. Vielleicht existierte bis jetzt noch kein Komponist der dem Bandoneon einen Ehrenstuhl anbot oder den Status eines Hauptinstrumentes in dem Sinfonieorchester verlieh.

Dino Saluzzi ist unter Vertrag bei dem Label ECM-Records, gegenwärtig arbeitet er an zwei musikalischen Projekten und wird demnächst eine CD mit einem Saiten Quartett als Interpret und Komponist veröffentlichen.

Seine CD "Mojotoro" ist, wie er selbst sagt, eine Spiegelung seiner Kindheit, Mojotoro ist der Fluss der Campo Santo in Salta durchquert. "Es handelt sich hierbei um die kulturelle Verschmelzung von Tango und argentinischer Folklore, bolivianischer Andenmusik und dem "uruguayischen Candombe", die Ideen werden aus den Zellen lateinamerikanischer Musik gewonnen, kontrapunktisch behandelt, wo eine melodische Linie sich mit einer anderen, von unterschiedlicher Textur und Farbe, verbindet.

Neben Mojotoro und Kultrum, existieren im musikalischen Katalog:
Once Upon a Time, Far Hawaii in the South (1985), mit dem Kontrabassist Charlie Haden, dem Trompetenspieler Palle Mikkelborg und dem Schweizer Schlagzeuger Pierre Favre, Andina (1988), mit Saluzzi in Bandoneon und Flöte und mit dem italienischen Trompetenspieler Enrico Rava, Volver (1988).

"Wir leben einen Jazz der im Tango wiedergeboren wird, er erhebt sich über die Folklore, über das Klassische; wühlt das Moderne und die exakte Improvisierung auf"

In seinem letzten Konzert, welches am 13. März 2003 in der Berliner Philharmonie - Kammermusiksaal stattgefunden hat, war das Berliner Publikum tief versunken im Bandoneon von Saluzzi, als würde es auf ein Zeichen warten, um die musikalische Reise durch den Neuen Tango, die Folklore und der improvisierten Melodien mit einem Hauch von modernen Jazz fortführen zu können und mit einer neugierigen "Cumparsita", der Hoffnungen ihrer Träume Flügel zu verleihen.

In den Augen der Zuschauer konnte man Bewunderung und Nachdenklichkeit erkennen, bewegende Gedanken machten sich präsent: "die Welt braucht eine universelle Musik, die Frieden und Ruhe ausstrahlt und unsere Umgebung mit Harmonie und Gleichgewicht ausfüllt".

Saluzzi schenkte uns seine Musik und er bedankte sich bei seinem nostalgischen Bandoneon mit einem Kuss. Man kann sagen, dass sein Musikinstrument sein drittes Auge ist, von dem die Noten, welche sich diskret von den traurigen Pupillen lösen, gegeneinanderprallen und im Rhythmus der verliebten Herzen pochen.

Text: Walter Trujillo
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Übersetzung: Jacqueline Cossio